Als Influencer und Unternehmer ist Fynn Kliemann sehr erfolgreich. Ums Geld geht es ihm dabei laut eigenen Angaben aber nicht. Als Corona die Welt erfasste, stellte er auf Maskenproduktion um. Jan Böhmermann und seine Redaktion erheben nun schwere Vorwürfe.

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Fynn Kliemann ist ein Mann vieler Talente: Er macht Musik, Kunst, Webdesign, besitzt ein eigenes Immobilienunternehmen und mit dem „Kliemannsland“ ein Anwesen irgendwo zwischen Villa Kunterbunt und Bullerbü. Ums Geldverdienen geht es dem 34-Jährigen dabei nach eigener Aussage jedoch nicht. Zusammen mit dem Textilunternehmen Global Tactics produziert er Bekleidung für jung und junggebliebene Großstädter. Als im März und April 2020 jedoch die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach, stellte dieses die Produktion auf Corona-Masken um. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck warb er mit „fair produzierten, wiederverwendbaren Mundbedeckungen aus Europa“.

In Portugal und Serbien sollte produziert werden, so wurden die Masken dann auch auf Instagram vermarktet. Eine davon koste nur „1/10 von den Dingern der überteuerten Profitgeier“. So sollten „ganz nebenbei Arbeitsplätze bei unseren Produzenten in Europa“ gerettet werden. Ganz so fair könnte Kiemann jedoch nicht vorgegangen zu sein, wie nun Recherchen des „ZDF Magazin Royale“ von Satiriker Jan Böhmermann ergeben haben sollen.

In einem 27-minütigen Clip zeigt Böhmermann mutmaßliche interne E-Mails, Videos, Chatverläufe, Fotos und Lieferscheine, die belegen sollen, dass Global Tactics die Masken nicht in Portugal und Serbien, sondern in Bangladesch und Vietnam produzieren ließ. In einem mutmaßlichen Chatverlauf von Kliemann, den Böhmermann zitiert, gibt Kliemann demnach an, Bangladesch gewählt zu haben, da dort Produktionskapazitäten, am schnellsten hochgefahren werden könnten.

Recherchen von Böhmermanns Team ergaben demnach offenbar, dass die Angestellten in Dhaka nur 120 Euro pro Monat verdienen sollen, die Hälfte des Existenzminimums des Landes. Demnach beliefen sich die Produktionskosten pro Maske auf 45 Cent, verkauft wurden sie für mehr als das doppelte. In einem Gespräch mit „Focus Online“ hatte Kliemann 2020 gesagt, zu dem Preis decke sich der Umsatz „gerade so“: Der finanzielle Anreiz spiele keine Rolle.

About You stellt Maskenverkauf ein

Verkauft wurden die Masken unter anderem über den Onlinemodehändler About You. Dort wurde Portugal als Produktionsland angegeben. Der deutsche Händler hat den Verkauf der Stoffmasken der Marke „Oder so“ nach den Recherchen am Freitag eingestellt.

Böhmermanns Recherchen sollen zudem belegen, dass Global Tactics versuchte zu vertuschen, dass die Masken in Asien hergestellt wurden. So sollen diese in neutrale Pakete umgepackt worden sein, auf denen das Herkunftsland verschwiegen wurde. Insgesamt beauftragte Global Tactics laut den Recherchen von Böhmermanns Redaktion allein in Bangladesch 2,3 Millionen Masken.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte Kliemann einen Fragenkatalog des ZDF-Magazins und wollte manche der Fragen in einem Instagram-Video beantworten. Dort sprach er von „unseren Produzenten in Portugal“. Die in seinem Onlineshop verkauften Masken stammten demnach aus „Portugal oder Serbien“.

Von dem Unternehmen Global Tactics distanziert sich Kliemann in dem Instagram-Statement teilweise. Er sei zwar beteiligt, aber nur „stiller Gesellschafter“ und verfüge über „kein Mitbestimmungsrecht“.

Auf dpa-Anfrage hieß es in einem Statement Kliemanns außerdem: „Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte. Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung.“ Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Kliemann bat zugleich um einen differenzierten Blick auf die Details in dem Video-Beitrag.

One Reply to “Böhmermann wirft Fynn Kliemann vor, falsche Angaben bei Maskenverkauf gemacht zu haben”

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